„Was bin ich und was will ich sein.“
Das „Selbstportrait mit Posen“ ist weit mehr als ein reizvolles Spiel mit Herrschaftsinsignien und blickt bewusst über den Tellerrand des Themas „selbstportrait – das inszenierte ich“ hinaus.

Die Königin – Selbstportrait mit Posen, Fotographien auf Aluminium, 150 x 100 cm, 2025
Krone, Zepter, Reichsapfel auf der einen, roten Bademantel auf der anderen Seite – zunächst scheinbar in die Tradition männlicher Machtporträts gestellt. Doch genau hier setzt die subversive Geste an: Indem die Symbole der Souveränität buchstäblich in den Hausmantel gepackt werden, werden die jahrhundertealten Gestus aristokratischer Selbststilisierung als Pose entlarvt.
Der großformatige Hintergrund aus 25 fragmentierten Frauenakten führt diese Demaskierung weiter. Wo die Renaissance-Prinzen ihre idealisierte Ganzfigur protegierten, wird hier der weiblichen Körper, fragmentiert, um ihn von der Last patriarchaler Ideale zu befreien. Die reduzierten Köpfe verweisen auf das historische Schweigen, das Frauen in der Kunst aufgezwungen wurde; zugleich eröffnet jede Pose ein emphatisches Echo aus Gefühl und Erfahrung. Hier begegnet dem Betrachter die Spur von Hannah Höch, Valie Export oder jüngst Zanele Muholi: Künstlerinnen, die den eigenen Körper als Forschungslabor und politisches Terrain nutzten.
Ist das Thema also eine Hommage an die Männerwelt? Im Gegenteil. Durch die ironische Aneignung ihrer Symbole macht die Arbeit sichtbar, wie lange Machtregime Frauen aus der Kunst herausgehalten haben. Sobald Krone und Szepter verrutschen, wird erkennbar, dass Autorität stets performativ, mithin zerbrechlich ist. Gerade darin liegt die Stärke weiblicher Selbstportraits: Sie verweigern den Panzer der Unangreifbarkeit und bekennen die Verwundbarkeit als menschliche, verbindende Qualität.